Heute fühlt es sich an, als wenn wir noch später aufbrechen. Dafür müssen (außer die Regensachen) wieder alle Klamotten in den Koffer. So langsam habe ich das System raus, traue mich aber auch nicht, den Inhalt des Koffers groß durcheinander zu bringen.
Nach dem ausgiebigen Frühstück werden unsere Koffer wieder im Bus verstaut. Dann verlassen wir um 9:00 Uhr Wadi Musa und damit Petra.

Unsere Strecke geht steil bergauf, bis wir eine Höhe von 1600 m erreicht haben. Dort sehen ich schon aus der Ferne unser Fahrradteam.

Nach der Inbetriebnahme unserer Fahrräder gibt es eine kleine Besprechung. Wir fahren heute nach Plan B. Der Plan A war gewesen, von unserem Standpunkt hinunter ins Jordantal zu fahren. Dieser Plan wurde durch unser Begleitteam verworfen, da wir auf den Weg dorthin viele Polizeiposten hätten passieren müssen. Diese sind dort auf Grund der Grenzlage positioniert. Die Strecke wäre für uns zwar möglich gewesen, wäre aber mit einem großen Logistischen Aufwand verbunden. Stattdessen schlagen wir eine Südöstliche Route ein. Die ersten 12 Kilometer geht es auf Asphaltuntergrund bergab. Jetzt kann ich mir vorstellen, wie es bei Regen hier aussieht. Gestern hat es hier stark geregnet. Wenn es hier regnet schießen die Wassermassen über die Oberfläche, da der Boden so gut wie nichts aufnimmt. Auf der Straße, auf der wir fahren, sind schon alle Überschwemmungsschlammmassen aus dem Weg geräumt. Nach diesen 12 Kilometern tauschen unsere Begleitfahrzeuge durch. Sowohl der Fahrradteamtransporter als auch unser Bus verabschieden sich und das Proviant und Ersatzfahrrad wird auf einen Pickup verladen.

Da dieses Manöver bisher noch nicht nötig war, schwant mir einen spannende Strecke. So geht es immer weiter durch die weite Steppe von Südjordanien auf einer geschotterten Piste. Ich habe das Gefühl, dass ich mit den Bergen immer besser zurecht komme, auch wenn meine Beine bei so manchen Anstieg ein paar Ermüdungserscheinungen anmelden. Alles in allem komme ich aber mit der Strecke gut zurecht. Herausfordern aber nicht Überfordernd 😉



Nachdem wir noch ein paar mal von dem immer schmaler werdenden Weg abzweigen, stoßen wir auf ein ausgewaschenes Flussbett. Dort wollen wir rüber. Für unsere Fahrräder gibt es einen Betonüberweg, den irgendjemand mal hierher gebaut hat. Unser Jeep verabschiedet sich allerdings, weil er einen Umweg fährt und uns auf der anderen Seite wieder treffen will. Jetzt sind wir das erste Mal auf dieser Tour ohne Begleitung (ja, unsere Fahrradjungs Sari und Arif als auch unser Reiseleiter Salim begleiten uns weiter) unterwegs. Die Strecke ist wunderschön gelegen und bietet mit seinen kurzen Wechseln zwischen An- und Abstieg auch genügend Abwechslung. Gegen 13:00 Uhr erreichen wir ein Beduinenzelt, in dem schon unsere Lunchpakete auf uns warten. Hier verbringen wir unsere Mittagspause.


Danach geht es weiter zu einer Ausgrabungsstätte. Es handelt sich hier um riesige Wasserbassins aus der Zeit der Nabatäer, die auch noch heute funktionieren und von den Einheimischen weiterhin genutzt werden. Die Systeme, die hier zu sehen sind, sammeln das Wasser um es in den Trockenzeiten zur verfügung zu haben. Wie unser Reiseleiter immer sagt: „Hast du Wasser, hast du Business. Hast du kein Wasser, hast du kein Business“



Hinter dieser Stätte stößt sowohl der Transporter der Fahrradtruppe als auch unser Bus wieder zu uns. Für uns geht es eine scheinbar flache Straße immer weiter, wie sich in der Auswertung herausstellt bringt uns die Straße wieder hundert Meter höher. Das erklärt dann auch, warum die Fahrräder so schlecht rollten und ich immer Tretenergie hinzufügen musst. Lag nicht an mir oder dem Fahrrad, es ging einfach andauernd Bergauf 😀


Als letztes biegen wir auf den Dessert-Highway, der uns schon von Amman nach Dana gebracht hat ein und an der nächsten Raststätte ist unsere Tour für heute zu Ende. Wir stärken uns mit einem arabischen Kaffee (Mokka mit Kardamom) bevor wir wieder in den Bus steigen.
Dieser bringt uns als erstes bis an die Besucherpforte des Wadi Rum (das Wüstental) Dort legen wir einen Fotostop ein, um den Berg Sieben Säulen der Weisheit zu fotografieren. Wenn ihr Euch fragt, woher ihr den Namen kennt: Er ist aus Lawrence von Arabien.


Nach diesen Stop geht es mit dem Bus hinein ins Gebiet bis nach Wadi. Dort wird unser Gepäck und wie auf Jeeps verladen. 6 Leute auf der Ladefläche, 6 Leute vorne.



So geht es über Wüstenstraßen zu unserm Camp ca. 14 km in die Wüste rein. Als wir in unserem Camp ankommen, werden schnell die Hütten verteilt.


Dann haben wir Freizeit bis zum Abendessen. Diese Zeit nutze ich, um einen Blick auf mein GPS zu werfen. Wie? In 600m befindet sich ein Döschen und ich habe 1.5h Zeit. Also Los, denn gehe ich mal die Nachbarn besuchen. (Die Dose liegt nämlich nicht in unserem Camp, sondern im Nachbarcamp :D) Nachdem erst kurz in die falsche Richtung gelaufen bin, haben sich die Systeme und die Sonne so sortiert, dass ich den Norden bestimmen kann und so auch den Standort der Dose. Die Karte hilft mir hier nichts, weil auf ihr schlicht nichts eingezeichnet ist. Es ist also wie früher und ich folge dem Pfeil. Pünktlich zum Sonnenuntergang halte ich den Geocache in meiner Hand und trage mich ein. Der Rest der Sonne und die Spiegelung an den Wolken tauchen die Wüste in ein wunderschönes Licht.



Nachdem ich wieder zurück bin, geht es noch schnell Duschen (hier stelle ich fest, das meine neue Hose doch wohl etwas kürzer ist, als die alte. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass ich an den Knienen einen leichten Sonnenbrand habe :D), bis es zum Abendessen geht. Es gibt Aschefleisch. Hierbei handelt es sich um ein ca. 1m dickes Rohr. Wenn ich betrachte, was für ein Gestell aus dem Loch gezogen wurde, ist es bestimme so 75 bis 100cm tief. Das Rohr wird mit dem Essen gefüllt, abgedichtet. Dann wird auf dem Deckel ein Feuer errichtet. Wenn alles Heiß ist, wird das Feuer mit Sand erstickt und abgewartet. Ich muss zugeben. Aus diesem Rohr kam das zarteste Hühnchen, welches es auf dieser Reise bisher gab. Warum ist Wüstenessen eigentlich immer so lecker? Den Abend lassen wir dann mit Erzählungen und Tee ausklingen. Das heutige Thema sind die Eheanbahnung und Heirat in Jordanien. Gespickt mit allerlei Gesellschaftlichen Aspekten.
Zum Abschluss des Tages versuche ich einen Blick in die Sterne zu erhaschen. Dieses wir jedoch durch den fast vollen Mond komplett torpediert. Es sind nur ein paar Sterne zu sehen. Der Rest wird überstrahlt.