Pünktlich im 6:30 Uhr klingelt das Telefon für den freundlichen Weckruf. Nach einem reichhaltigen und leckeren Frühstück mit allerlei bekannten und unbekannten Zutaten packen wir unsre Sachen um auf unseren ersten Ausflug zu gehen.
Vor den Sehenswürdigkeiten besuchen wir allerdings erstmal eine Wechselstube inklusive einer Einleitung, wie hier mit Geldscheinen umgegangen wird. Ganz wichtig auf die 1 JD Scheine aufpassen, nur im Notfall rausgeben. Der Kellner wird zwar mit deinen großen Geldschein verschwinden, wahrscheinlich bis zum Nordpol (so wird es dir vorkommen), aber dann wird er nach langer Zeit mit dem korrekten Wechselgeld zurückkommen. 😀
Danach geht es erst durch Amman immer Richtung Jerash. Durch den örtlichen „Schwarzwald“ (ja, Vergleiche mit deutschen Äquivalenten sind hier hoch im Kurs), an den Hängen wachsen viele Eichen, Kiefern, Zypressen und Koriander. Die Straße führt über den einzigen Fluss, der sozusagen 24/7/365 Tage Wasser führt. Örtlich wird er eher als Fluss bezeichnet, sonst ist er eher als der Fluss Jabbok, welcher im alten Testament erwähnt wird, bekannt.


In Jerash angekommen wird sofort sichtbar, warum wir hier sind. Wir besuchen die Antike Stadt. Da die Sonne ziemlich unermüdlich von oben brennt, decke ich mich mit einer ortsüblichen Kopfbedeckung ein.

In der antiken Stadt hören wir viele spannende Geschichten, die bei den Jahreszahlen entweder negativ oder maximal dreistellig sind. Diese Geschichten langen von der Einkaufsstraße und wie die Läden auf sich aufmerksam gemacht haben, Straßenverlegearbeiten, Abwasserleitungen, über die Inszenierung des Tempels der Artemis, bis zum Umbau von Tempeln in Kirchen. Das Hippodrom darf an dieser Stätte natürlich auch nicht fehlen. Die Begründung, warum es gebaut wurde passt irgendwie auch in unsere heutige Zeit, wenn es darum geht großes zu bauen :D. Das Hippodrom (also die Pferderennbahn die wahrscheinlich jeder aus Ben Hur kennt) ist hier aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten so klein, dass nie ein Pferderennen, trotz Versuchen stattfinden konnte. Also warum hat man es gebaut? Ganz einfach: Jede Stadt dieser Zeit hat ein Hippodrom und ohne Hippodrom wäre es keine Stadt!

Auch die Erklärung, warum die Säulen des Tempels der Artemis trotz etlicher Erdbeben noch stehen ist sehr beeindruckend. Die Säulen stehen durch ihre Blöcke so lose aufeinander, dass sie Mitschwingen. Dieses wird uns auch gleich mit einem Löffel, der in die Fuge gesteckt wird und leicht an der Säule gewackelt wird. Und wirklich, der Löffel schwingt.



Sehr schön fand ich auch die Erklärung, warum die Inschrift auf dem Torbogen Altgriechisch ist und nicht wie bei den Römern üblich Lateinisch. Die Römer haben versucht Lateinisch einzuführen, aber immer wenn etwas wichtiges gemacht werden musste, musste ein Übersetzter bestellt werden. Dieser war dann so lange unterwegs, dass es doch einfacher war, wieder Altgriechisch zu nutzen.

Nach diesem Rundgang ist es inzwischen 12:00 Uhr geworden und wir lassen uns auf Empfehlung im örtlichen Restaurant nieder. Wie soll ich sagen, unglaublich viel Auswahl und eines leckerer als das nächste. Und vom Nachtisch reden wir lieber nicht. Ich sage nur Süß. Lecker. Beendet wird das ganze mit einem arabischen Kaffee. Der vertreibt die Mittagsmüdigkeit sehr schnell.
Weiter geht es nach Amman, unser Reiseleiter erzählt uns, das er die Zitadelle von Amman mit uns lieber schon heute besuchen möchte. Die Gründe sind, wie vieles in dieser Gegend, schwierig aber verständlich. Also machen wir uns auf zur Zitadelle. Auch hier gibt es neben die vielen schönen Ausblicken viel sehenswertes.



So sehen wir zum Beispiel die letzen Hochhäuser von Amman. Im ersten Augenblick klang es in meinen Ohren sehr seltsam, aber Hochhäuser sind in Amman verboten und die bestehenden wurden auch schon um etliche Stockwerke verkleinert. Der Grund ist ganz einfach. Alle Häuser haben auf ihren Dächern Zisternen, in denen der Bedarf für eine Woche gespeichert wird. Für diese Hochhäuser müssen extra große Laster für Wasser uns Abwasser kommen um diese weiter zu versorgen. So ein Hochhaus hat halt nicht genügend Dachfläche um diese Praxis umzusetzen.

Nach diesem Rundgang besuchen wir noch das Archäologische Museum, das sich auch auf dem Gelände der Zitadelle befindet. Wenn ich dachte die negativen Zahlen aus Jerash waren schon alt, dann wurde ich hier eines besseren belehrt. Hier gibt es Fundstücke, die weit über die Bronzezeit hinausgehen. Die ältesten Sache werden hier auf 5500 v Chr. datiert.

Als dritten Tagesordnungspunkt machen wir uns auf den Weg um den Rest unserer Reisegruppe kennenzulernen. Unsere Räder. Diese sind schon super für uns vorbereitet, so dass nur noch wirklich kleine Höhenkorrekturen vorgenommen werden müssen. Anschließend geht es zu einer kleinen Kennlernausfahrt durch die Felderlandschaft von Madabar. Dieser Ausflug gestaltete sich so, dass wir gefühlt alle 2km angehalten haben um zu trinken oder irgendeine energiereiche Köstlichkeit zu naschen. Wenn das so weiter geht, gibt es nach dem Urlaub erstmal eine Diät 😀


Inzwischen ist die Sonne untergegangen und wir machen uns zurück zum Hotel. Nach einer stündigen Erfrischungspause (wo kommt bloß der ganze Staub uns Schweiß her?) Gibt es ein ausführliches Abendessen und wir lassen den Abend mit allerlei Geschichten (von Politik bis Kulinarischen Empfehlungen) ausklingen.
