Wie gewohnt klingelt der Weckdienst kurz nach 6:30 Uhr am Telefon. Da ich gerade die Zahnbürste im Mund habe, ist meine Aussprache etwas undeutlich. 😀
Das zusammenpacken des Gepäcks stellt mich vor eine ungewohnt Herausforderung. Währen auf dem Flug sämtliche Techniksachen im Rucksack waren, möchte ich natürlich heute bis auf Max nur die vorbereiteten Badesachen für das Tote Meer im Rucksack mitnehmen. Heißt: alle andere muss irgendwie in den Koffer. Nachdem ich ihn mit Ach und Krach geschlossen habe, stelle ich ernüchtert fest, das meine Anreisesachen (Jacke, Hemd und Hose) noch auf dem Bügel hängen. Mist. Also das ganze nochmal. Erstaunlicherweise ging es zwar nicht leichter, aber immer noch zu 😀
Nach dem Frühstück ist um 7:45 Uhr Abfahrt. Unser Bus bringt uns wieder zurück in das heute erstaunlich ruhige Amman (kaum Autos auf der Straße, dafür viele Jogger und um Parks) Aber klar, der Freitag ist hier sowas wie bei uns der Sonntag. Fast alle Geschäft haben zu. Nach kurzer Zeit fahren wir rechts ran um unseren Tourismuspolizisten einzusammeln. Stimmt, gestern habe ich gar nicht von ihm erzählt. Er begleitet uns und regelt alle polizeilichen Belange auf unserer Reise. Radfahren ist noch sehr neu und unbekannt in Jordanien. Nachdem wir ihn aufgesammelt haben, fahren wir noch ein Stück bergauf. Dann warten wir wieder einen Augenblick. Unsere Fahrradcrew steht wohl im Stau. (Welcher Stau) Circa 30 Sekunden später klärt sich auf, dass sie um die Hausecke, vor der wir warten, parken und die Fahrräder für uns aufgebaut haben. Wieso liegt nach der Inbesitznahme eigentlich noch ein Fahrrad rum. Vielleicht hat unsere Crew eins zu viel ausgeladen. Also machen wir uns auf den Weg. Wieder um die Häuserecke wissen wir den Grund: Es fehlt ein Teilnehmer. Dieser wird noch schnell mit seinem Fahrrad versorgt und dann geht es wirklich los.

Die Gegend, in der wir uns gerade befinden ist das aktuellste Baugebiet von Amman. Es ist hier so wie bei uns, d.h. es sieht alles Nobel und teuer aus. Und das ist es auch. Zum eingewöhnen gest es durch diese Gebiete, viel bergab, ein bisschen bergauf. Kurze Zeit später sehen die Häuser wieder Amman-Typisch aus.


Die Straße geht „norddeutsch“ gesprochen senkrecht hoch und runter. Es ist aber alles im annehmbaren Rahmen. So geht es das erste Stündchen immer mehr durch ländliches Gebiet bis Iraq El-Amir. Hier halten wir als ersten an den Fürstenhöhlen


Drei Kurven später stehen wir vor einer Schlossruine und machen eine Pause zur Besichtigung. Die Ruine ist Qasr el-Abd und die einzige Ruine aus dem helenistischen Zeitalter. Wir lauschen den Ausführungen unseres Reiseleiters. Durch Zufall werfe ich einen Blick auf mein GPS, entferne mich kurz von der Gruppe und halte kurze Zeit später meinen ersten jordanischen Cache in der Hand. So ein Zufall, da es in Jordanien nur 110 Cache gibt.



Nachdem ich meine Gruppe wieder eingeholt habe, sehe ich, wie auf den Streckenverlauf in Sichtweite gezeigt wird. Gleichzeitig wird uns angeboten uns und die Fahrräder im Bus zu verstauen und hochzufahren. Pah, wie schlimm kann es schon werden. Sehr schlimm. Bei jedem Tritt in die Pedale hebt sich das Vorderrad bedenklich vom Asphalt. Gleichzeitig geht es kaum noch vorwärts. Nach 3/4 der Steigung sind meine Beine leer. Kurz: ich muss absteigen. Die Lungenflügel pfeifen „La Paloma“ und die Oberschenkel sind mit der Aufrechterhaltung völlig ausgelastet. Die Herzfrequenz darf sich gerne jeder aus meinem Stava-Profil raussuchen, sie ist nicht zu übersehen 😀 Nach provisorischer Durchschnaufpause geht es wieder aufs Rad. Die Steigung sieht nicht mehr so doll aus aber oben bin ich auch noch nicht. Also wird jede Pedalumdrehung gezählt bis ich den Gipfel erreicht. Hier heißt es erstmal Energie tanken. Nach der Wiederherstellung geht es auf dieser Straße weiter. Die nächsten kurzen Anstiege haben es zwar in sich (zumindestens mit der Vorgeschichte), sind aber bei weitem schaffbar. Die meiste Zeit der Strecke geht es allerdings bergab und zwar so, dass die Bremsen ordentlich arbeiten müssen.


An der Grenze der zwei Gouvernements Amman und Al-Balqua werden wir von einem Polizisten aufgehalten, der uns nicht weiter lassen möchte. Nach kurzen Gespräch und Rücksprache mit dem weiter unten stehenden Streifenwagen werden wir durchgelassen. Später erfahren wir, dass es eine Sicherungsmaßnahme ist, um den Weg Richtung Israel zu erschweren.
Kurz danach verlässt uns die Asphaltstraße und es geht auf Schotterpisten weiter. Immer beide Hände an den Bremsen, den Hintern hinter dem Sattel um die Kontrolle über das Fahrrad zu verbessern. Ich gebe zu, es ist meine erste Downhill-Erfahrung über so eine Strecke.



Nach einiger Zeit kommen wir mit unseren Rädern über einen Sandhaufen, der sich als Hindernis für unsere Begleitfahrzeuge erweist. Als erstes kommt der Transporter unserer Fahrrad-Crew. Wie vorhergesagt liegt er zwischen den beiden Achsen auf, kann sich aber selber rückwärts befreien. Dahinter ist aber auch noch unser Bus. Während wir es uns ein bisschen auf der gegenüberliegenden Höhe bequem machen, wird eine Schaufel, ein bisschen größer als ein Klappspaten, gezückt und durch unsere Begleitcrew die Hügelkrone abgetragen. Nach einem weiteren erfolglosen Versuch schafft es der Transporter dann doch über diese Hinderniss. Dann tastet sich unser Busfahrer nach vorne und bringt sein Fahrzeug unter tosenden Applaus über die Kuppe. Nach so viel Aufregung gibt es erstmal ein Picknick. Dieses Picknick sieht so aus, dass jeder ein viertel dünnes Maisfladenbrot in die Hand bekommt. Dazu noch die Anleitung, wie so am besten die Cremes und Soßen aus den Behältnissen gelöffelt werden. Funktioniert und schmeckt 😀


Frisch gestärkt und erholt geht es wieder auf die Räder und weiter bergab. Die Abfahrten und kleinen Aufstiege nehmen, wie die Berge langsam ab. Es wird alles ein bisschen sachter. An der Staumauer des Kafrein Dam ist unsere Tour zu Ende.


Wir verabschieden uns für heute von unserer Fahrrad-Crew um machen uns per Bus auf ins Mövenpick-Ressort. Hier werden wir übernachten. Da es absichtlich aber erst gegen 14:00 Uhr ist heißt es: Ab an den Strand. Über den tiefsten Punkt der Erde geht es nochmal 20 m tiefer, bis ich den Strand erreiche.


Meine Reisebegleiter sind schon da und zusammen geht es ins Wasser. Wow, trägt das. So liegen wir auf der Wasseroberfläche, quatschen und lachen. Nach dem wir so reichlich gepökelt sind (ja, der Wassertropfen auf der Lippe hat völlig ausgereicht um mich von der Salzhaltigkeit zu überzeugen) geht es zur Schlammdusche. Hier wird sich einmal von oben bis unten mit Schlamm eingerieben, der anschließend auf unserer Haut trocknet.

Erst dann geht es wieder ins Wasser zum Abwaschen. So gereinigt lassen wir den Abend an dem höher gelegenen Pool bei einem Drink ausklingen.


