Wenn zwei eine Reise tun

Dieses Jahr haben wir die Reiseplanung schon sehr früh diskutiert und abgewogen. Das Ziel war einfach. Verona soll es sein. Nur wie kommen wir da hin? Zur Wahl standen Auto (möglich, aber die Rückfahrt wird anstrengend), Flugzeug (aus Prinzip nicht, dafür sind die Stecken zu kurz) und Bahn (alles klar).

Damit starten wir ein neues Abenteuer Bahn 😀

Die Route ist uns sehr schnell klar. Von Berlin Spandau nach Verona geht die beste Strecke über München. Also besorgen wir uns die Fahrkarten und die Plätze. Moment, warum sind auf der Strecken München – Verona keine Plätze verfügbar. Es sind doch noch 3 Monate hin. Die Recherche hat ergeben, dass nur die DB uns keine Plätze verkaufen kann. Die ÖBB schon. Dafür möchte die ÖBB aber auch einen geringeren Preis. Wer soll das denn verstehen. Also haben wir jetzt über die DB die Strecke Berlin – München, München – Berlin und über die ÖBB die Strecke München – Verona, Verona – München besorgt. Natürlich alle mit Sitzplatz.

Die Bahn wäre aber nicht die Bahn, wenn sie es dabei belassen würde. Einen Monat, nachdem wir die Karten gekauft haben, fällt der Bahn ein, dass bei Leipzig eine Baustelle hin muss, und die Fahrt ganz ausfällt. Die vorgeschlagene Alternative kommt leider 30 Minuten nach unserer Weiterfahrt in München an. Unsere jetzt nötige Alternativ-Route dauert 5 Stunden länger, führt uns dafür aber von Berlin über Wolfsburg, Hannover, Fulda, Hanau(hier dann ein einstündiger Umstieg), Würzburg, Nürnberg nach München. So kommt man auch durch Deutschland. 

Die Rückfahrt ändert sich natürlich auch, hier passt aber die mögliche Alternative. Nur die Sitzplätze müssen wir uns persönlich und handschriftlich im DB-Reisezentrum zurückholen.

So kommt es, dass wir uns gestern 23:00 Uhr (ja, wer um 11 in München sein will, muss früh losfahren) erst zum Bahnhof Spandau und dann in unseren ersten Zug begeben haben. Dieser fährt in einer ICE-würdigen Geschwindigkeit von ca. 100 km/h durch die Nacht. Eigentlich super um ein Schläfchen zu machen. Wenn nicht unser Rücksitznachbar beschlossen hätte, die gesamte Waldlandschaft, durch die wir fahren, abzusägen.

So landen wir ca. 5:00 Uhr, etwas müde, in Hanau. Zum Glück hat der Bäcker schon offen und so gibt es den ersten Kaffee, ein lecker belegtes Brötchen und ein Schoko-Croissant für später. Die Sonne ist inzwischen aufgegangen und wir lassen sie uns bei angenehmen Außentemperaturen auf den Rücken scheinen. Dabei merken wir erstmal, wie kalt es uns im Zug geworden ist. Aber hey, die Klimaanlage funktioniert 😀

Unser Zug nach München kommt genauso pünktlich, wie der andere uns abgesetzt hat. Weiter geht unsere Fahrt. Jetzt nicht mehr nach Südwesten, sondern wieder nach Südosten, München entgegen. Auch hier: Wir sind ja sowas von pünktlich. Also „Pünktlicher, als die Bahn erlaubt“. Punkt 9:11 Uhr haben wir den Bahnhof München erreicht und haben jetzt 2,5 Stunden Zeit, bis unser ÖBB Railjet (der sich übrigens planmäßig nicht ein bisschen von der Stelle gerührt hat) seine Fahrt aufnimmt. Wir beschließen einen kurzen Spaziergang durch die sommerliche Hitze zu unternehmen. So landen wir beim Rathaus. Auf dem Rückweg kehren wir im Augustiner Klosterwirt an der Frauenkirche zu einem zünftigen Weißwürstl Frühstück ein. Wie soll ich sagen, so ein frisches Würstl schmeckt doch deutlich besser als die im Supermarkt erhältlichen.

Gegen 11 Uhr sind wir am Bahnsteig (ja, schon wieder mit einem Kaffee und jetzt einem Pistazien-Croissant bewaffnet) angekommen. Unser Zug fährt pünktlich wie die ÖBB ein und wir suchen uns unsere Plätze. Zu unser Freude stellen wir fest, dass wir es irgendwie geschafft haben, zwei Fensterplätze in einem 6-er Abteil gebucht zu haben. Als nächstes betritt unser Abteil ein freundliches Paar, dass, wie sich gleich darauf herausstellt, aus Schottland bzw. aus Wales kommt. Als letztes gesellt sich ein erst etwas stiller, dann aber doch um so aufgeschlossener Amerikaner dazu. So vergeht die Fahrt wie im Fluge und wir plauschen über Gott und die Welt. Themenmäßig ist irgendwie alles dabei. In Innsbruck verabschiedet sich das Pärchen (beide fast 80). Sie wollen im Stubai-Tal wandern gehen.

Wir erklimmen mit unserem Zug den Brennerpass und steigen nach Südtirol wieder hinunter. Ich habe das Tal schon aus der Perspektive der Autobahn und der Landstraße gesehen. Mit der Bahn durch die Gegend gefahren zu werden, hat aber auch durchaus seine Vorteile. Grit plauscht mit unserem Amerikaner Eli bis nach Bozen während mir so langsam die Augen zu fallen. Dort verlässt er uns und wir fahren noch ein Stündchen weiter, bis wir Verona erreichen. Wir verlassen den Zug und wissen: Die Klimaanlage hat ganze Arbeit geleistet und wir sind eindeutig in Italien. Die 34°C warme Luft schlägt uns wie ein Saunaaufguss entgegen. 

Langsam an die Temperaturen gewöhnend machen wir uns auf die Suche der Autostation, wo hoffentlich ein kleines Auto auf uns wartet. Nach 2 Runden durch den doch erstaunlich großen Bahnhof, fragen wir bei einem Sicherheitsposten im Bahnhof nach. Da hat sich das Lernen der italienischen Sprache doch gelohnt. Wir haben so viel verstanden, dass wir zusammen eine Wegbeschreibung zusammengebracht haben. Bei der Autovermietung sind 3 Vermieter, wovon 2 besetzt sind. Unser Schreibtisch ist leer. Es liegt dort nur ein Zettel auf dem steht, dass der Vermieter gleich wieder zurück ist. Nach ein paar Minuten rufe ich dann die Nummer an. Es geht zwar niemand ran, aber unser Vermieter taucht auf. Wir nehmen, nach Bearbeitung der Formalitäten die Wegbeschreibung zu unserem Auto (ein Fiat 500) entgegen. Leider ist der Fiat doch etwas größer, was ich gleich bei der ersten Parkplatzsuche und den daneben stehenden Fiat 500 in klein bemerke. (Warum gibt es eigentlich keine kleinen Autos mehr?).

Bei der Schlüsselausgabestation unseres Wohnungsvermieters wiederholt sich dieses Spiel. Ein Anruf und kurze Zeit später geht es auch hier weiter. Anschließend fahren wir zur Wohnung und stellen fest, dass unser Auto ganz schön groß für die Straßen von Verona ist 🙂 Irgendjemand hat da schon seinen Spaß, das Auto durch die engen Gassen zu bugsieren. Beim Parken ist dann Gemeinschaftsarbeit gefragt. Zusammen meistern wir die Aufgabe bravourös und parken das Auto millimetergenau in einer Lücke. 

Nach der Besichtigung der Wohnung (es war ein kleiner Escape-Room, bis wir drinnen waren) und einer Dusche haben wir uns erfrischt auf einen kleinen Stadtrundgang begeben. Nach dem Spaziergang suchen wir uns an der Arena etwas zu essen. Wow, war das lecker. Die Tomaten, die Spaghetti, das Eis!

Völlig fertig, wir sind ja seit gestern 23 Uhr pausenlos ohne Schlaf unterwegs, beenden wir noch schnell diesen Artikel und dann den Tag.

2 Anworten auf „Wenn zwei eine Reise tun“

  1. Hallo ihr Beiden,
    sehr schöner Artikel. Ich freue mich schon auf die nächsten. Viel Spaß in Verona und liebe Grüße von Max, Emma, Leoni, Lucky und Susi

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