Der Plan heißt Alternativplan heißt Alternativplan heißt Alternativplan

Heute heißt es leider Abschied von Verona nehmen. Das zeigt sich schon dadurch, dass der Wecker mal wieder um 8:00 Uhr klingelt. Wir packen unsere letzen Sachen zusammen und holen das Auto. Hier kippen wir noch ein bisschen verbrauchtes Benzin hinterher und schon geht es zum Bahnhof. Wie schon bei unserer Anreise ist unser Vermieterschalter nicht belegt. Ich einige mich mit der Kollegin am Telefon, dass ich den Schlüssel auf den Tresen lege und ein Foto mache 🙂 Warum nicht. Scheint auch alles geklappt zu haben, das Protokoll für die Übergabe haben wir mittlerweile auch erhalten.

Unser Zug fährt pünktlich ein und ein bisschen freuen wir uns auf die folgende Fahrt, auch wenn wir Verona vermissen werden. Der Blick aus dem Fenster sagt uns, dass auch Verona über unsere Abfahrt weint 😉

Zur Abfahrtszeit passiert dann erstmal … nichts. In Verona, das wissen wir schon, wird die Lok umgespannt, weil wir die Fahrtrichtung ändern. Nach ca. 15min kommt dann die Durchsage, dass es Probleme mit der Lok gibt (das geht ja gut los). Also ein uns bekanntes Spiel. Erst wird es ganz still im Zug. Das Licht, die Anzeigen und die Klimaanlage gehen aus (zum Glück scheint heute keine Sonne). Nach den bekannten 15 bis 20 Minuten starten die Systeme nach und nach. Kurz darauf setzt sich unser Zug Richtung Brenner in Bewegung. In Bolsano/Bozen füllt sich unser Abteil mit vielen deutschen Touristen. Leider sind die nicht so gesprächig wie unser schottisch-englisches Pärchen und unser Ami von der Hinfahrt. Also unterhalten wir uns per Handy miteinander. Am Brenner haben wir die Verspätung dann wieder eingeholt. Zur Abfahrtszeit passiert dann erstmal … nichts.  Es gibt Probleme mit der Lok. Ernsthaft. Nach 20 Minuten rollen wir dann doch vom Brenner nach Innsbruck runter. Dort passiert dann zur Abfahrtszeit erstmal … nichts. Das wäre dann Lok Nummer 3. Unsere Anschlüsse in München werden langsam knapp, sehr knapp. Als die Lok dann endlich bereit ist, kommt die Durchsage: „Wenn sich in dem Zug ein Bundespolizist aufhält, soll er bitte zum Bordbistro kommen. Wir brauchen da mal Unterstützung!“ Auch das noch, ein Randalierer! Wir fahren endlich weiter. Wenn jetzt nichts mehr passiert, sollte aber alles passen. In Wörgl passiert dann erstmal (nicht lachen)… nichts. Diesmal ist die Lok wohl tot. Wir bekommen vom Zugbegleitpersonal den Hinweis, dass zwar eine Lok bestellt ist, die Verzögerung allerdings nicht mit einer Zeit belegt werden kann. Uns wird empfohlen mit dem CityJet, der gleich abfährt, bis nach Kufstein und dann mit der Bayrischen Regionalbahn bis nach München zu fahren. Winke, Winke, Anschlüsse. Und zwar alle.

Etwas niedergeschlagen quetschen wir uns in den CityJet und werden im Rudel über den Kufsteiner Bahnhof geschoben. Während wir in der Regionalbahn in Kufstein stehen, kommt unser RailJet vorbei, hält aber nicht. Tolle Wurst. Wer hat denn bitte der ÖBB gesagt, dass die kreativer als die DB sein soll? In der völlig überfüllten Bahn, umfallen unmöglich, basteln wir an einem Alternativplan.

Keiner von uns beiden hat Lust 4,5h in Hannover auf den Bahnhof zu übernachten. Also fällt unsere Wahl auf eine Route, die zwar nicht mehr am gleichen Tag (da gibt es einfach nichts mehr) aber dann wenigstens im rollenden Zug uns bis 6:27 Uhr nach Berlin bringt. Dann fährt der Nahverkehr auch wieder und wir hoffen, pünktlich zum Frühstück da zu sein. Mit fast 2 Stunden Verspätung erreichen wir den Münchner Hauptbahnhof und stürmen erstmal die Toilette (hier nur Bargeld, keine Karte trotz Kartenautomaten, ach ja, wir sind ja wieder in Deutschland) und dann den ansässigen Bäcker. Wir haben einfach nur ganz viel Hunger 🙂

Der Alternativzug fährt pünktlich in München los, weiß aber vor Abfahrt schon, dass wir nicht pünktlich in Frankfurt (Main) sein werden. Damit ist der nächste Anschluss mal wieder knapp. Wir erhalten Beileidsbekundungen und ernstgemeinte Obdachangebote in Köln. Danke dafür – wir entschließen uns doch für die Zugfahrt und haben mal wieder einen Alternativplan in petto. Wir steigen in Frankfurt Flughafen um, da unser Anschlusszug am gleichen Gleis ca. 20 Minuten später abfahren soll.

Bis zum Hauptbahnhof Frankfurt fühlen sich die Verspätungsanzeigen an wie Lottozahlen. Von „keine Chance“ bis „wir sind pünktlich“ ist in kurzer zufälliger Reihenfolge alles da. Als wir dann wirklich in den Hauptbahnhof einfahren, sind es dann 3 Minuten und wir haben genügend Zeit für den Bahnsteigwechsel. Es ist jetzt 23:35 Uhr und bis 6:27 Uhr sollte hier nichts mehr passieren. Pünktlich verlassen wir den Bahnhof und erreichen den Bahnhof Frankfurt Flughafen. Nach den geplanten 20 Minuten Aufenthalt passiert erstmal (das ist nicht mehr lustig)… nichts. Nach weiteren 10 Minuten kommt dann die Durchsage, dass auf dem Gleisabschnitt eine Suizidwarnung existiert, der Abschnitt gesperrt ist und wir erstmal auf unbestimmte Zeit hier stehen bleiben. Ok, jetzt reicht es. Wir ziehen den für uns einzig sinnvollen Joker. Überteuerter Wein aus dem Bordbistro und ja, eigentlich war es uns egal, Hauptsache was Alkoholisches.

So haben wir sogar bei dem Zug, der echt viel Zeit hat, um von Frankfurt nach Berlin zu kommen schon wieder 30 Minuten Verspätung. Die ist auf der Strecke aber gut rausgeholt. Nur bei Hannover haben wir aus uns unbekannten Gründen (auch die Zugbegleiter konnten bis auf die Feststellung des ungeplanten Haltes nichts feststellen) nochmal 30 Minuten Verspätung. In Berlin sind wir dann aber doch 10 Minuten vor der Zeit. 

Jetzt sind wir beide übermüdet, haben noch ein paar Brötchen zum Frühstück besorgt und freuen uns auf das Bett. Die Rückreise hat es doch in sich gehabt.

Fazit: Von vorne bis hinten ein wunderschöner und ereignisreicher Urlaub. Zusammengefasst hat alles so geklappt, wie wir es uns vorgenommen haben, auch wenn wir das „vorgenommen“ beim Reisen oft anpassen mussten. Italien ist einfach entspannend. Sicher gibt es eine kurze Eingewöhungsphase bei den Temperaturen, aber sonst funktioniert einfach alles. Nicht immer so, wie „wir Deutsche“ uns das vorstellen, aber es funktioniert. Das Essen ist lecker „Italienisch geht immer“ und die Sehenswürdigkeiten geben sich hier einfach die Klinke in die Hand.

Danke fürs Lesen und mitfiebern. Bis zur nächsten Reise!

Eine Antwort auf „Der Plan heißt Alternativplan heißt Alternativplan heißt Alternativplan“

  1. Warum sollte Eure Reise auch langweilig zu Ende gehen. Spannung bis zur letzten Minute. Auch diesen , leider letzten Artikel, haben wir verschlungen. Hin und her gerissen zwischen herzhaften Lachen und Kopfschütteln.
    Wir hoffen das die schönen Erinnerungen noch lange nachwirken und der Alltag nicht gleich wieder zu präsent wird.

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